Deutschland besiegt Montenegro: Olympia-Ticket so gut wie sicher

Es war das mit Spannung erwartete Duell in der Olympia-Qualifikation der Handball-Frauen in Neu-Ulm: Die über 4.000 Zuschauer bekamen allerdings, vor allem in der Abwehr, über weite Strecken dominanten Auftritt von Deutschland gegen Montenegro geboten. Nach dem Sieg blicken die DHB-Frauen nun auf das zweite Spiel des Tages: Gewinnt Slowenien gegen Paraguay, ist das Olympia-Ticket gebucht.

Julia Maidhof und die DHB-Frauen setzten sich gegen Montenegro durch.

Julia Maidhof und die DHB-Frauen setzten sich gegen Montenegro durch.

Stefan Michaelis

Nach dem schwierigen Start von Montenegro in die Qualifikation für das Handball-Turnier der Frauen bei Olympia  gegen Paraguay am Donnerstag  waren die Fans gespannt, in welcher Verfassung das Team von Bojana Popovic gegen Deutschland antreten würde. Umgekehrt musste die DHB-Auswahl beweisen, dass sie nach dem starken Auftritt gegen Slowenien gegen den WM-Siebten mindestens auf demselben Niveau agieren kann.

Beide Teams hatten ihr erstes Spiel gewonnen und konnten mit einem weiteren Sieg das Olympia-Ticket fast sicher buchen – ein erster Matchball. Das deutsche Team startete erneut temporeich und war wieder erpicht auf Siebenmeter. Julia Maidhof verwandelte in ihrem 50. Länderspiel direkt den ersten. Auf der Gegenseite tat Dijana Mugosa es ihr von der Markierung nach. Schon jetzt war es ein harter Fight.

Anfangs ein zäher Kampf

Das Publikum hatte in den ersten Minuten, im Gegensatz zu den Akteurinnen auf dem Spielfeld, noch nicht Feuer gefangen. Die deutschen Trommler sorgten für Stimmung, die allerdings von frühen Ballverlusten der DHB-Auswahl getrübt wurde. Katharina Filter stemmte sich mit starken Reflexen gegen den Auftakt-Rückstand. Beide Abwehrreihen waren enorm agil. Bölk ließ die Fans schließlich beim 2:1 (8.) jubeln.

Die deutsche Mannschaft agierte auf des Messers Schneide, denn schon jetzt war die geringe Gesamt-Fehlerquote gegen Slowenien aufgrund weiterer Ballverluste kaum noch erreichbar. Allerdings schien es dank Maidhofs Siebenmetern ein kontrollierter Ritt zu sein, denn Montenegro ließ auf der Gegenseite viele Chancen liegen. Die große Bedeutung der Partie war auch bei den Gästen klar zu spüren.

DHB-Auswahl dreht auf

Nach einer Viertelstunde hatte sich neben Julia Maidhof zudem Katharina Filter als mögliche Matchwinnerin herauskristallisiert, als sie bei einem Siebenmeter ihre sechste Parade notieren ließ. Julia Behnke traf im Gegenzug zum 6:3, erstmals eine deutliche Führung im bisher umkämpften Duell. Grijseels legte die Vier-Tore-Führung nach, woraufhin Bojana Popovic die erste Auszeit forderte.

Montenegro spielte nun mit sieben Angreiferinnen, neben Tatjana Brnovic rückte Bobana Klikovac an den Kreis. Die spielerisch stärkste Phase der DHB-Auswahl brach dennoch an, allerdings scheiterte man häufig an Attingre, die Filter nachstrebte. Der Torfluss war nach der Unterbrechung unterdessen komplett zum Erliegen gekommen. Fünf Minuten fiel kein Treffer, ehe Pletikosic beim 7:4 (22.) Filter überwand.

“Hochleistungs-Filter”

Die deutsche Mannschaft blieb stabil und steigerte sich im Abschluss etwas. Kapitänin Grijseels führte ihr Team mit einem Doppelschlag zur 11:7-Vorlage, zugleich der Pausenstand. Die Grundlage dafür war, dass in der ersten Spielhälfte 73 Prozent der Angriffe Montenegros abgewehrt wurden. Katharina Filter steuerte hierzu zehn Paraden bei. So wirkten sich die Fehler in der Offensive nicht aus.

Mit Treffern von Maidhof unter Druck und Smits im Gegenstoß glückte der Start in Durchgang zwei. Der Mittelblock mit Behnke und Bölk verrichtete weiterhin Wertarbeit und Filter bekam alsbald mal wieder ein Geschenk vom Flügel, wo Nina Bulatovic an ihr scheiterte. Mit drei Treffern und Paraden setzte die DHB-Auswahl die Montenegrinerinnen weiter unter Druck. Alles schien nach Plan zu laufen.

Zehn-Tore-Führung

Auf Bölks 15:7 (35.) folgte die zweite Auszeit des Gegners. Auf die siebte Feldspielerin verzichtete Popovic diesmal. Allerdings schien ihre Ansprache zu fruchten, denn die Abwehr konnte sich beträchtlich steigern. Die DHB-Auswahl hatte sich jedoch längst einen bequemen Vorsprung erspielt und Julia Maidhof zeigte mit ihrem Doppelschlag zum 18:9 (39.) einmal mehr ihr Können.

Nach dem 20:10 (43.) durfte Montenegro auch ein wenig am Spiel teilnehmen und verkürzte etwas. Heraus sprang etwa der Kempa zum 22:14 (48.). Nach dem 24:17 (51.) folgte die zweite DHB-Auszeit. Die junge Sieben, die jetzt auf dem Platz war, ließ einige Gegentreffer zum 26:22 (57.) zu. Gaugisch unterbrach nochmals. Der von Thomaier erwirkte Siebenmeter, von Grijseels zum 28:23 (60.) genutzt, machte dann alles klar.

Jubilarin Maidhof beste Schützin

Beste deutsche Werferin vor 4269 Zuschauern war Rückraumspielerin Maidhof, die in ihrem 50. Länderspiel neun Tore erzielte. “Ein unfassbar schönes Gefühl. Wir haben einen Riesenschritt gemacht. Ich bin einfach nur froh über die Leistungen, die wir jetzt Schritt für Schritt aufgebaut haben. Geil”, sagte Gaugisch in der ARD.

Sollte Außenseiter Paraguay das anschließende Spiel gegen Slowenien nicht gewinnen, wäre die Qualifikation der DHB-Auswahl für die Sommerspiele bereits vor dem Turnierabschluss gegen die Südamerikanerinnen am Sonntag (13.30 Uhr/ARD und Dyn) perfekt. Anderenfalls reicht der DHB-Auswahl gegen Paraguay am Sonntag schon ein Punkt, um das große Ziel aus eigener Kraft zu erreichen.

Felix Buß

Deutschland – Montenegro 28:24 (11:7)