Jordan und Co.: Seoane sind die Hände gebunden

Nach der Blamage in Saarbrücken müsste Gladbachs Trainer Gerardo Seoane sein Team mit Blick auf die Partie beim Aufsteiger Heidenheim mächtig umkrempeln. Da bieten sich allerdings nicht viele Möglichkeiten.

Auf der Suche nach Alternativen: Gladbachs Trainer Gerardo Seoane.

Auf der Suche nach Alternativen: Gladbachs Trainer Gerardo Seoane.

IMAGO/Laci Perenyi

Zum Ende einer Woche, die aus Gladbacher Sicht mächtig Frust brachte, könnten die Fohlen einen erneuten Tiefschlag erleben. Zunächst schienen sie am Samstag ja drauf und dran, nach dem Doppelschlag von Robin Hack das Derby gegen Köln für sich zu entscheiden und einen ganz wichtigen Schritt im Abstiegskampf zu bewältigen. Es folgte aber das ärgerliche 3:3, ganz zu schweigen vom nächsten Tiefpunkt am Dienstag mit dem Pokal-Aus beim Drittligisten Saarbrücken.

Logisch, dass die Moral der Mannschaft angeknackst ist, und vieles deutet darauf hin, dass das Team von Gerardo Seoane vor der Länderspielpause beim starken Aufsteiger Heidenheim (Samstag, 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) kaum Glücksmomente erleben wird. Klar, unmittelbar vor der Bundesligapause einen Dreier auf der Ostalb einzufahren, würde die Situation mächtig entschärfen und zumindest für ein bisschen gute Laune bei den Profis, beim Staff und natürlich bei den Anhängern sorgen.

Gerade Heidenheim aber als robuste und kompakte Mannschaft dürfte ein Gegner sein, der den Gladbachern überhaupt nicht liegt. Zu oft hing die Truppe schon durch, wenn robuster Widerstand aufkam, und nicht nur Manager Roland Virkus äußerte neulich, dass die Mannschaft mit gegnerischem Druck nur sehr schlecht umgehen könne.

Mehr zum Gladbacher Pokal-Aus

Jordan: kein Faktor – aber notgedrungen gesetzt

Kommt hinzu: Nach dem Niederschlag am Dienstag müsste Seoane eigentlich große Teile der Mannschaft austauschen und frischen Spielern die Möglichkeit geben, sich zu beweisen. Das ist aber auf einigen Positionen unmöglich.

Mittelstürmer Jordan zum Beispiel ist im Grunde genommen gesetzt, auch wenn er in Saarbrücken einmal mehr überhaupt kein Faktor war. Ab und zu bewies der von Union Berlin ausgeliehene Stürmer zwar schon Qualitäten als Wandspieler, aber nicht nur in Saarbrücken kam er nicht ein einziges Mal zum Abschluss, und die Partie lief komplett an ihm vorbei.

Einen anderen Stoßstürmer aber besitzt Seoane aktuell nicht in seinem Kader, zumal Tomas Cvancara immer noch verletzt ausfällt. Und auch im Mittelfeld-Zentrum fehlt es an formstarken Spielern, auch wenn Florian Neuhaus zumindest in der ersten Halbzeit in Saarbrücken positive Akzente setzte.

Trendwende oder Abstiegsstrudel?

Aber: Manu Koné, immerhin der Spieler mit dem höchsten Marktwert im Gladbacher Kader, fiel etwa in Saarbrücken einmal mehr nach seiner Einwechslung überhaupt nicht auf, der kampfstarke Rocco Reitz wirkte zuletzt ein bisschen überspielt. Und Julian Weigl sorgt zwar immerhin meist für ein bisschen Struktur im Spiel, geht aber regelmäßig mit unter, wenn ein Spiel ungemütlich wird.

Gladbach: Die nächsten Gegner

Und am Samstag? Gelingt die Trendwende – oder gerät Borussia vollends in den Abstiegsstrudel? Neun Punkte Vorsprung auf Platz 16 und das deutlich bessere Torverhältnis können trügerisch und schnell aufgezehrt sein. “Wir treffen auf einen Gegner, der sehr klar spielt und uns eine ganz schwierige Aufgabe bereiten wird”, erwartet Seoane. “Ich rechne damit, dass wir uns fußballerisch am Samstag schwertun werden.”

Im schlimmsten Fall also gehen die Fohlen mit einem Vorsprung von dann nur noch sechs Punkten in die Länderspielpause. Und dann wäre die Absturzgefahr angesichts der aktuellen Vorstellungen dieser Mannschaft plötzlich doch riesengroß.

Oliver Bitter

Mönchengladbach macht rassistische Anfeindung gegen Jordan öffentlich

Gladbach-Stürmer Jordan (27) ist nach der Pokal-Niederlage beim 1. FC Saarbrücken rassistisch angefeindet worden. Das gab sein Verein am Mittwoch bekannt.

Opfer rassistischer Anfeindungen: Gladbach-Stürmer Jordan.

Opfer rassistischer Anfeindungen: Gladbach-Stürmer Jordan.

IMAGO/Revierfoto

Auf den sozialen Kanälen veröffentlichte die Borussia ein Statement, in dem es heißt: “Nach der Niederlage in Saarbrücken ist unser Spieler Jordan über eine Instagram-Nachricht rassistisch angefeindet worden.” Der vor der Saison zu den Fohlen gewechselte Angreifer stand beim Aus im Nachholspiel des Pokal-Viertelfinals am Dienstagabend über die volle Distanz auf dem Platz, konnte die 1:2-Niederlage beim Drittligisten aber nicht verhindern.

“Enttäuschung und Kritik sind nachvollziehbare Reaktionen auf ein verlorenes Fußballspiel”, heißt es weiter in der Vereinsmitteilung. “Hass, Beleidigungen und Rassismus sind es nicht und werden es nie sein! Borussia steht ein für Respekt, für Toleranz und gegen Rassismus! Wir treten Diskriminierung und Ausgrenzung jedweder Form entschlossen entgegen. Die gesamte Fohlenfamilie steht zu dir, Jordan!”

Ex-Verein Union solidarisiert sich

Mehrere Bundesliga-Vereine solidarisierten sich unter dem Posting mit dem 27 Jahre alten Angreifer – darunter auch Jordans Ex-Verein Union Berlin. “Rassisten, verpisst euch! Die Union-Familie steht hinter Dir”, schrieb der Hauptstadtverein, für den Jordan noch bis zum vergangenen Sommer aufgelaufen war.

Der Vorfall kommt nur wenige Tage vor dem Aktionsspieltag der DFL gegen Diskriminierung. Am kommenden Wochenende sollen die Spiele der 1. und 2. Bundesliga unter dem Motto “Together! Stop Hate. Be a Team.” stehen. Ein entsprechendes Logo wird auf den Spielbällen, den Auswechseltafeln sowie auf den Ballstelen, auf denen der Spielball vor dem Anpfiff präsentiert wird, prangen. Der Aktionszeitraum erstreckt sich vom 11. bis 24. März – parallel zu den internationalen Wochen gegen Rassismus.

Stürmer Jordan: Halbe Kraft im Training, volle Power für das Derby

Möglichst so beherzt wie jüngst im Heimspiel gegen Bochum will Gladbach am Samstag im Derby gegen Köln antreten. Auf zwei bewährte Offensivkräfte muss Trainer Gerardo Seoane dann aber gewiss noch verzichten.

Nur ein kurzer Aufgalopp: Jordan mit Athletiktrainer Roman Steinweg.

Nur ein kurzer Aufgalopp: Jordan mit Athletiktrainer Roman Steinweg.

IMAGO/fohlenfoto

Der jüngste Auftritt im Borussia-Park könnte als Vorbild dienen, als Borussia beim satten 5:2 gegen den VfL Bochum nur wenige Wünsche offen ließ. Wie unterschiedlich die aktuelle Fohlen-Mannschaft allerdings auftritt, zeigte am Wochenende die Partie in Mainz.

Spielbericht

In der ersten Halbzeit waren herzlich wenig gelungene Gladbacher Aktionen zu sehen; nach dem Wechsel wurde es immerhin besser, mindestens den einen Punkt beim 1:1 hatten sich die Borussen verdient dank einer klaren Leistungssteigerung. 

Aber fünf Tore daheim wie gegen Bochum, das wäre auch für die in letzter Zeit arg gebeutelten Gladbacher Fans mal ein Freudenfest. Allerdings treten die Gastgeber am Samstag nach wie vor mit gewissen personellen Einschränkungen an.

Sturm-Duo muss wohl passen

Für Alassane Plea reicht nach seiner Fußprellung die Zeit wohl nicht, um rechtzeitig fit zu werden für das Derby, und auch Tomas Cvancara befindet sich nach seinem Bänderriss noch im Aufbautraining. Die beiden Offensivspieler arbeiten derzeit nur individuell.

Podcast

Debakel, Risse und Mallorca: Ist Darmstadt 98 noch zu retten?


12:59 Minuten

alle Folgen

Umso wichtiger, dass Mittelstürmer Jordan gegen Köln mit voller Power antreten kann. Beim Trainingsstart am Dienstagvormittag ging der US-Amerikaner zwar vorzeitig vom Trainingsplatz, doch das war allein der Belastungssteuerung geschuldet, weil der Stoßstürmer in der Woche zuvor wegen muskulärer Probleme nur reduziert trainiert hatte. Immerhin hatte Jordan aber in Mainz über die volle Distanz mitgewirkt, und davon ist auch gegen Köln auszugehen.

Erst Derby, dann Pokal – ohne Omlin

Borussia steht vor zwei wegweisenden Spielen: Zunächst also gegen den 1. FC Köln, wo es gilt, einen Rivalen im Keller deutlich zu distanzieren, so dass der Vorsprung auf die Abstiegsplätze und den Relegationsrang auf ein beruhigendes Maß anwächst. Aktuell weisen die Borussen neun Punkte mehr auf als der Rivale aus der Domstadt.

Und dann steht ja auch drei Tage später noch das Wiederholungsspiel im Pokal-Viertelfinale an in Saarbrücken, wo Borussia gefordert ist, endlich mal wieder zumindest ins Halbfinale des Pokals einzuziehen. Anfang Februar war die Partie im Ludwigspark wegen Starkregens gar nicht erst angepfiffen worden; bei der Neuauflage am Dienstagabend dürfte das Wetter diesmal mitspielen.

Dann wird freilich Borussias Stammtorhüter noch keine Rolle spielen. Zwar machte Jonas Omlin, der nach seiner Schulter-Operation immer mehr ins Trainingsprogramm eingebunden wird, wie schon in der vorigen Woche das komplette Programm mit. Aber in den beiden nächsten Pflichtspielen wird der Schweizer noch nicht zum Kader gehören.

Oliver Bitter

Elvedi und Seoane erkennen das Gladbacher Leid

Mit 0:2 ging Borussia Mönchengladbach in Leipzig baden, bleibt damit in Nähe zur akuten Abstiegszone stecken. Was dabei vor allem ins Auge stach: die Null. Denn einmal mehr strotzte das Angriffsspiel der Fohlenelf nicht vor Esprit.

Erkennt die Schwachstellen seiner Gladbacher Mannschaft in diesen Tagen: Trainer Gerardo Seoane.

Erkennt die Schwachstellen seiner Gladbacher Mannschaft in diesen Tagen: Trainer Gerardo Seoane.

IMAGO/Jan Huebner

Auch eine Woche vor dem wichtigen Heimspiel gegen den Tabellennachbar VfL Bochum (Samstag um 15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bleibt die Lage in Gladbach angespannt. Zwar gab es in Leipzig beim klaren Favoriten eine durchaus erwartbare 0:2-Niederlage, womit die Elf vom Niederrhein bei den mageren fünf Saisonsiegen und erst 22 Punkten stehenblieb – doch gerade das Angriffsspiel sorgte einmal mehr für die größten Sorgenfalten.

Gleich dreimal in den vergangenen vier Ligaspielen blieben die Fohlen nun schon ohne eigenen Treffer, überhaupt gelangen nur zwei Tore in den jüngsten fünf Bundesliga-Partien. Zu wenig für die eigenen Ansprüche.

Und an sich hätte in Sachsen etwa ein 1:2-Anschlusstreffer gelingen können: Joker Nathan Ngoumou hatte etwa in der 68. Minute einen Treffer auf dem rechten Fuß, schoss aber rechts knapp neben den Kasten des insgesamt recht beschäftigungslosen RB-Keeper Peter Gulacsi. Später war Stürmer Jordan hochgestiegen, sein Kopfball allerdings links neben das Leipziger Gehäuse gegangen.

“Das müssen wir ändern”

Kurzum: Es fehlte an der notwendigen Zielgenauigkeit im Gladbacher Offensivspiel, das allerdings auch sonst Raum für Verbesserung offenbart hatte.

Abwehrmann Nico Elvedi, der wie sein Abwehrkollege Ko Itakura gegen Bochum aufgrund der jeweils erhaltenen 5. Gelben Karte fehlen wird und den Schweizer Trainer Gerardo Seoane zu Umbaumaßnahmen zwingt, erkannte beim Gespräch mit Sky etwa: “Wir waren vor allem in der ersten Hälfte offensiv zu ungefährlich, beim letzten Pass hat die Konsequenz gefehlt. Dann schlafen wir noch am Anfang und fangen uns hier das 0:1.”

Das seien aus seiner Sicht die entscheidenden Faktoren für den verdienten Leipziger Sieg gewesen. Oder anders formuliert: “Zu wenig Zielstrebigkeit vor dem Tor, zu wenig Spielfreude vor dem Tor – das müssen wir ändern.”

Coach Seoane hatte diese Punkte ebenfalls erkannt, adressiert und sich baldige Verbesserung gewünscht. Sein Kommentar zu den Offensivproblemen seiner Schützlinge: “Es gab Kopfbälle, es gab Situationen. Wir haben aber nicht genau genug geschossen, wir haben nicht genau genug geköpt, wir waren unsauber im Abschluss und waren zu wenig entschlossen.” Gegen Bochum wird sich zeigen, ob wieder mehr Kreativität und Esprit Einzug finden wird ins Spiel der Gladbacher Borussia, die an sich mit bereits 36 erzielten Toren ja mehr Treffer auf der Habenseite hat als elf (!) andere Bundesligisten – darunter Klubs wie Eintracht Frankfurt oder das aufstrebende Werder Bremen.