Danilo aus dem Getümmel, Chiesa steht auf und verhindert Rote Karte: Juve siegt in Empoli

Ohne internationalen Wettkampf (UEFA-Ausschluss von der Conference League) tritt Juve 2023/24 an – und kann sich somit verstärkt auf die Serie A konzentrieren. Bislang sieht das auch recht gut aus: Denn die Alte Dame steht nach dem verdienten 2:0 in Empoli auf Rang 3 der Tabelle und hat das dieses Mal Danilo und Chiesa zu verdanken.

Ich war's: Juve-Kapitän Danilo hat seine Farben in Empoli aus dem Getümmel in Führung gebracht.

Ich war’s: Juve-Kapitän Danilo hat seine Farben in Empoli aus dem Getümmel in Führung gebracht.

IMAGO/Giuseppe Maffia

Mit dem Ex-Schalker McKennie, der eigentlich zwischenzeitlich aus dem Kader gestrichen war und wechseln sollte, erstmals in der Startelf ging Juventus die bestens bekannte Auswärtsaufgabe beim FC Empoli an. Erinnerungsstütze: Zwei von vier der vorangegangenen Duelle mit der Alten Dame hatte der Außenseiter zuvor für sich entschieden – jüngst das klare 4:1 im Mai.

An diesem Sonntagabend zum Abschluss des 3. Serie-A-Spieltags konnten die Toskaner den Turinern aber kaum das Wasser reichen. In ein paar Phasen traute sich das Team um Stürmer Caputo zwar etwas, die Abwehr der Bianconeri um Gatti, Bremer und Danilo ließen aber mal rein gar nichts anbrennen.

Und auf dem Weg nach vorn lief vieles über Rabiot und die Außenbahnspieler Kostic sowie McKennie, die das Sturmduo Vlahovic/Chiesa suchten. Der serbische Stürmer prüfte auch gleich mal Berisha (7. Minute), ehe Danilo aus nächster Nähe vollstreckte – hier aber zu recht auf Offensivfoul entschieden wurde (10.). In der 24. Minute traf der Kapitän dann erneut – und dieses Mal zählte es auf kuriose Weise: Denn nach einer Kostic-Ecke kamen hier gleich alle drei Innenverteidiger zum Zug, sie alle stocherten nämlich. Erst Bremer, dann Gatti, dann Danilo, der zum Abschluss kam und zentral aus dem Getümmel heraus versenkte. Schlussmann Berisha hatte keine Abwehrmöglichkeit mehr.

Nach Danilo-Führungstor: Vlahovic lässt Elfmeter liegen

Serie A, 3. Spieltag

Bis zur Pause vergolden konnten die Juve-Spieler diese knappe Führung aber nicht, obwohl es Möglichkeiten gab: McKennie vergab die Chance aufs 2:0 ebenso (31.) wie allen voran Vlahovic, der nach einem zweifelhaften Elfmeterpfiff (“Foul” von Maleh an Gatti) vom Punkt antrat und vergab. FCE-Keeper Berisha hatte die Ecke geahnt und den Ball festgemacht (39.).

Nach dem Seitenwechsel dasselbe Bild: Die Gäste aus dem Piemont waren griffiger, wirkten eingespielter, hatten mehr Aktionen. Allen voran Chiesa hätte recht zeitig den Deckel draufmachen können, verzog aber (59.). Der schöne Volleytreffer vom eingewechselten Pogba zählte derweil nicht, weil Vlahovic in der Entstehung knapp im Abseits gestanden hatte (66.).

Chiesa gibt nicht auf

So lebte die Hoffnung auf einen überraschenden Punktgewinn der Toskaner bis in die Schlussphase. Doch sie sollte sich nicht erfüllen. Einerseits, weil der FCE abgesehen von einem Caputo-Schuss (64.) weiterhin nicht gefährlich vor Torwart Perin in Erscheinung trat. Und zweitens, weil es in der 82. Minute dann doch 2:0 heißen sollte: Danilo schickte Chiesa von der Mittellinie auf die Reise. Der italienische Nationalangreifer umkurvte den herauskommenden Keeper Berisha, wurde klar gefoult, strauchelte, fiel hin, berappelte sich aber direkt wieder, hechelte dem Ball hinterher und schob aus spitzem Winkel zur Vorentscheidung ein. Das Gute aus Berishas Sicht hier trotz 0:2-Rückstand für sich und sein Team: Die fällige Rote Karte wegen Notbremse blieb so stecken.

Dass es am Ende nicht noch deutlicher wurde, hatte derweil mit den Juve-Jokern Milik (90.+1, Kopfball an die Latte) und Kean (90.+5, Flachschuss an den Pfosten) zu tun. Aber auch so war der Abend aus Turiner Sicht ein erfolgreicher – erst recht, weil es sich der Rekordmeister mit sieben Punkten aus drei Spielen auf Platz 3 hinter den beiden starken Mailänder Klubs (jeweils neun) einrichtete. Empoli dagegen verlor auch die dritte Partie dieser noch jungen Serie-A-Saison und blieb als einziges Team bei null Zählern stehen.

Elfmeterglück und Vlahovic: Juves durchwachsener Heimauftakt

Juventus Turin ist der Heimauftakt in die neue Saison missglückt. Gegen Bologna kam der Rekordmeister nicht über ein 1:1 hinaus, durfte sich am Ende ob des Spielverlaufs über das Remis aber nicht beschweren.

Er bewies einmal mehr, dass er weiß, wo das Tor steht: Dusan Vlahovic.

Er bewies einmal mehr, dass er weiß, wo das Tor steht: Dusan Vlahovic.

IMAGO/LaPresse

Äußerst unterschiedlich sind Juventus und Bologna in die neue Saison gestartet: Während die “Alte Dame” in Udine 3:0 gewann, ging das Team aus der Emilia-Romagna zu Hause gegen den AC Mailand beim 0:2 leer aus. Personell tauschte Juve-Coach Massimiliano Allegri im Vergleich zum Ligastart zweimal: Perin (Tor) und Fagioli spielten anstelle des verletzten Szczesny (Tor) und Miretti.

Bolognas Trainer Thiago Motta brachte indes gegenüber dem Milan-Spiel Orsolini anstelle von Dominguez – mehr nicht. Bologna aber war bestens auf die Turiner vorbereitet, das zeigte sich vor allem in Hälfte eins. Die Gäste verschoben gut, stießen immer wieder in die Freiräume im Zentrum hinein, die Juve trotz fünf Mann im Mittelfeld immer wieder leichtfertig offenbarte. 

Bologna, das mit Posch (109 Einsätze für Hoffenheim) und Zirkzee (12 Spiele für den FC Bayern) zwei Ex-Bundesligaspieler in der Startelf aufbot, war die bessere Mannschaft und ging dann auch in Führung – und wie: Zirkzee setzte sich bärenstark gegen zwei Mann durch und steckte prima in die Gasse zu Ferguson, der sich bedankte und cool ins lange Eck vollstreckt (24.).

Serie A – 2. Spieltag 

Das 1:0 war zugleich auch der Halbzeitstand, die Führung war obendrein bis zu diesem Zeitpunkt absolut verdient. Pomadige Turiner hätten beinahe sogar das 0:2 durch Ferguson kassiert, in der 29. Minute war der Schotte aber nicht präzise genug. 

Juve legt einen Zahn zu

In Durchgang zwei zeigte sich dann aber ein anderes Bild. Auf einmal meldete der Rekordmeister eigene Ansprüche an, erhöhte den Druck massiv und setzte sich in der gegnerischen Hälfte fest.

Pech hatte Vlahovic in der 52. Minute, als sein artistischer Treffer per Scherenschlag nach VAR-Check wegen einer knappen Abseitsstellung von Rabiot wieder aberkannt wurde.

Pech hatten aber auch die Gäste: In der 71. Minute scheiterte Zirkzee zunächst an Perin, ehe Illing-Junior sich Ndoye in den Weg warf und den Schweizer so klar am Abschluss hinderte. Die Pfeife von Schiedsrichter Marco di Bello blieb stumm, aller Proteste auf der Bologna-Bank zum Trotz, vielmehr sah ein Assistent sogar Rot und Coach Thiago Motta Gelb.

Es kam noch dicker für die Gäste, denn kurz darauf war die eigene Abwehr einmal nicht auf der Höhe – und prompt köpfte Vlahovic zum umjubelten 1:1 ein (80.). Juve drängte danach auf mehr, musste sich schlussendlich aber mit dem unter dem Strich leistungsgerechten Remis zufriedengeben. Kommende Woche geht es für die Turiner am Sonntag nach Empoli (20.45 Uhr). Der FC Bologna empfängt tags zuvor Cagliari Calcio (18.30 Uhr).

Vollgas-Hälfte reicht Juve zum Auftaktsieg in Udine

Juventus Turin ist der Start in die neue Serie-A-Saison geglückt. Mit einer beeindruckenden ersten Hälfte legten die Bianconeri den Grundstein für den 3:0-Auswärtserfolg bei Udinese Calcio.

Dusan Vlahovic feiert seinen Elfmeter-Treffer zum 2:0 auf der Bande vor den Juve-Fans.

Dusan Vlahovic feiert seinen Elfmeter-Treffer zum 2:0 auf der Bande vor den Juve-Fans.

IMAGO/LaPresse

Unterstützt von zahlreichen Juve-Fans, die beim Gastspiel im Friaul für Heimspiel-Atmosphäre sorgten, legten die Bianconeri in den ersten Minuten der neuen Saison los wie die Feuerwehr und entfachten ein regelrechtes Powerplay, das Udine komplett überforderte. Bis zum Führungstor dauerte es keine 120 Sekunden. Vlahovic eroberte vor dem gegnerischen Strafraum den Ball und legte für Chiesa auf, der zum 1:0 für die Alte Dame einschoss (2.). 

Juve sorgte weiter für Dauerdruck. Als Ebosele den Ball nach Alex Sandros Flankenversuch mit der Hand stoppte, zeigte der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt. Vlahovic verwandelte sicher ins linke Eck (20.). Kurz vor der Pause tauchten die Gastgeber mal gefährlich vor dem Tor auf. Juve-Torhüter Szczesny bekam nach Thauvins Schuss von der Strafraumgrenze gerade noch die Fäuste hoch (45.+1).

Statt Anschlusstreffer auf der einen fiel das dritte Tor auf der anderen Seite. Chiesa nahm auf links mal wieder Tempo auf und legte per Hacke zurück zu Cambiasso, nach dessen Flanke Rabiot am zweiten Pfosten zum 3:0 einköpfte (45.+3). Damit war die Entscheidung zur Pause quasi schon gefallen.

Nach einer verheißungsvollen ersten Hälfte nahm das Team von Massimiliano Allegri im zweiten Durchgang den Fuß vom Gas und mehrere Gänge raus. Zu Chancen kam fortan nur noch Udine, das jedoch nicht mehr zum Anschlusstreffer kam. Auch weil der aufmerksame Szczesny zweimal stark parierte. Im ersten Heimspiel der Saison empfängt Juventus, bei dem der beim FC Bayern München ausgebildete Kenan Yildiz in den Schlussminuten noch sein Serie-A-Debüt feierte, am kommenden Sonntag (18.30 Uhr) den FC Bologna.

Aus dem Zwielicht ins Rampenlicht? Juventus zum Erfolg verdammt

Nach den zwielichtigen Machenschaften der vergangenen Jahre will Juve endlich wieder für positive Schlagzeilen sorgen, finanziell gibt es aber große Sorgen. Immerhin erscheint das Team dennoch mehr als nur konkurrenzfähig.

Turiner

Turiner “Tafelsilber”: Dusan Vlahovic.

IMAGO/Sportimage

Wie ist die Stimmung?

In der jüngeren Vergangenheit sorgte Juventus Turin immer wieder für Schlagzeilen, selten aufgrund von sportlichen Leistungen, dafür aber umso häufiger wegen Bilanztricks und daraus resultierenden Strafen. Zuletzt wurde Italiens Rekordmeister von der UEFA für diese Saison aus dem Europapokal ausgeschlossen. Eine Strafe, die Juve gar nicht so ungelegen kam, hatte man sich aufgrund eines Zehn-Punkte-Abzuges in der Liga lediglich für die drittklassige Europa Conference League qualifiziert.

Vielleicht auch deshalb verzichtete der Klub, gegen die Strafe juristisch vorzugehen. “Wir wollen einen Schlussstrich ziehen”, betonte Klubpräsident Gianluca Ferrero unlängst und führte weiter aus, dass sich die Turiner nun auf die Zukunft fokussieren wollen. Juves Zukunft liegt in dieser Saison also komplett auf der Serie A – verbunden mit dem klaren Ziel, sich wieder für die Champions League zu qualifizieren.

Das haben die Bianconeri auch bitter nötig, denn finanziell ist Italiens größter Klub ganz und gar nicht auf Rosen gebettet. Im Gegenteil: 2021/22 machte Juventus einen Verlust von sagenhaften 254,3 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es 210 Millionen gewesen. Der einstige Nobelklub befindet sich auf dem Weg in den finanziellen Ruin. Turin blickt demzufolge sorgenvoll in die Zukunft, was natürlich rund um den Verein letztlich zu einem gemischten Stimmungsbild zwischen Zweckoptimismus und Existenzangst führt.

Was kann der Kader?

Wenig überraschend hielt sich Juve auf dem Transfermarkt dezent zurück. Namhafte Neuzugänge gibt es keine, Abwehrmann Facundo Gonzalez (20) vom FC Valencia war bislang der Top-Transfer. Dafür haben große Namen wie die beiden Routiniers Angel di Maria (Benfica) und Juan Cuadrado (Inter Mailand) Juve derweil verlassen – und auch Dusan Vlahovic war in diesem Sommer immer wieder Thema.

Der Serbe ist eigentlich im Sturm gesetzt, allerdings gab es in Turin die Hoffnung, sich mit einem eventuellen Verkauf des “Tafelsilbers” finanziellen Spielraum zu schaffen. Der 23-Jährige war etwa mit Bayern München, Paris St. Germain und dem FC Chelsea in Verbindung gebracht worden – ernst wurde es aber nie, ergo kann Trainer Massimiliano Allegri weiterhin auf den 80-Millionen-Mann zurückgreifen.

Es ist aber überhaupt nicht ausgeschlossen, dass Vlahovic die Alte Dame in diesem Sommer doch noch verlässt. Dem verletzungsanfälligen Paul Pogba oder dem ehemaligen Schalker Weston McKennie würde man in Turin derweil im Falle eines Wechselwunschs (und entsprechender monetärer Entschädigung) keine Steine in den Weg legen, gleiches gilt für Klub-Legende Leonardo Bonucci (36), der auch schon in der abgelaufenen Saison nurmehr sporadisch zum Einsatz gekommen war und den Klub wahrscheinlich verlassen wird.

Fabio Miretti

Eines der vielen Turiner Talente: Fabio Miretti.
IMAGO/AFLOSPORT

Eine Sache fällt schon länger auf: Juve hat sich verjüngt. Im Angriff sind gleich sechs Spieler 23 oder jünger, älter sind nur Federico Chiesa (25) und der ehemalige Bundesliga-Profi Arkadiusz Milik (24 Spiele für den FC Augsburg und Bayer 04 Leverkusen) mit seinen 29 Jahren.

Und auch im Mittelfeld finden sich mit dem Ex-Frankfurter Filip Kostic und Pogba lediglich zwei Spieler wieder, die die 30 schon überquert haben. An Erfahrung mangelt es dem Juve-Mittelfeld dennoch nicht, zählen doch etwa der gehaltene Franzose Adrien Rabiot (28) oder Manuel Locatelli (25) seit Jahren zu etablierten Größen – gerade Rabiot war vergangene Serie-A-Saison eine Juve-Bank. Dazu kommen aufstrebende Talente wie Nicolo Fagioli (22) und Fabio Miretti (20), die bereits in der vergangenen Saison regelmäßig gespielt haben.

Defensiv kann sich Allegri auf deutlich mehr Erfahrung verlassen, denn mit Alex Sandro (32), Danilo (32), Mattia de Sciglio (30) und Bremer (26) stehen ihm gestandene Abwehrrecken zur Verfügung.

Wie lautet das Ziel?

Juve befindet sich auch in diesem Jahr in einem Konsolidierungsprozess, den man bereits 2022 angestoßen hatte. Das Team ist vergleichsweise jung, hat aber bereits in der vergangenen Saison gezeigt, dass es in Italien oben mitmischen kann – ohne den Punktabzug hätte man sich für die Champions League qualifiziert.

Klar ist: Die Alte Dame verfügt über eine eingespielte Truppe und hat mit dem weiterhin gehaltenen Allegri einen mit allen Wassern gewaschenen Trainerfuchs an der Seitenlinie. Von Vorteil ist sicher auch, dass auf die Turiner in dieser Saison keine Doppelbelastung zukommt. Von daher ist in der Serie A in diesem Jahr ziemlich sicher mit den Bianconeri zu rechnen, deren Ziel offiziell ein Champions-League-Platz ist – den Scudetto würde man aber sicherlich auch mitnehmen, wenn sich denn die Chance dazu bietet.

Was sagt der Trainer?

Massimiliano Allegri

Freut sich darüber, in der kommenden Saison in der Regel nur ein Spiel zu haben: Massimiliano Allegri.
IMAGO/Sportimage

“Es ist sinnlos, über den Scudetto zu reden”, gab sich Allegri in einem Interview mit der “Gazzetta dello Sport” betont zurückhaltend, verwies in diesem Zusammenhang aber auch auf die große Geschichte des Klubs unter anderem mit 36 errungenen Meisterschaften und betonte, dass man es sich nicht leisten könne, ohne klare Ziele in eine Saison zu gehen. “Man muss ambitioniert starten und das Maximum herausholen. Im März werden wir dann sehen, wo wir stehen – bis dahin ist es eine lange Reise.” 

Jedoch eine Reise mit ausreichend Pausen, wie Allegri weiß. “Wir haben den Vorteil, nur ein Spiel pro Woche zu spielen. Das ist gut, da wir mehr trainieren und einüben können. Das braucht diese Mannschaft auch. Wir müssen an unserem Selbstwertgefühl arbeiten – und an unserem Spielaufbau.”

Aus dem Zwielicht ins Rampenlicht? Juventus zum Erfolg verdammt

Nach den zwielichtigen Machenschaften der vergangenen Jahre will Juve endlich wieder für positive Schlagzeilen sorgen, finanziell gibt es aber große Sorgen. Immerhin erscheint das Team dennoch mehr als nur konkurrenzfähig.

Turiner

Turiner “Tafelsilber”: Dusan Vlahovic.

IMAGO/Sportimage

Wie ist die Stimmung?

In der jüngeren Vergangenheit sorgte Juventus Turin immer wieder für Schlagzeilen, selten aufgrund von sportlichen Leistungen, dafür aber umso häufiger wegen Bilanztricks und daraus resultierenden Strafen. Zuletzt wurde Italiens Rekordmeister von der UEFA für diese Saison aus dem Europapokal ausgeschlossen. Eine Strafe, die Juve gar nicht so ungelegen kam, hatte man sich aufgrund eines Zehn-Punkte-Abzuges in der Liga lediglich für die drittklassige Europa Conference League qualifiziert.

Vielleicht auch deshalb verzichtete der Klub, gegen die Strafe juristisch vorzugehen. “Wir wollen einen Schlussstrich ziehen”, betonte Klubpräsident Gianluca Ferrero unlängst und führte weiter aus, dass sich die Turiner nun auf die Zukunft fokussieren wollen. Juves Zukunft liegt in dieser Saison also komplett auf der Serie A – verbunden mit dem klaren Ziel, sich wieder für die Champions League zu qualifizieren.

Das haben die Bianconeri auch bitter nötig, denn finanziell ist Italiens größter Klub ganz und gar nicht auf Rosen gebettet. Im Gegenteil: 2021/22 machte Juventus einen Verlust von sagenhaften 254,3 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es 210 Millionen gewesen. Der einstige Nobelklub befindet sich auf dem Weg in den finanziellen Ruin. Turin blickt demzufolge sorgenvoll in die Zukunft, was natürlich rund um den Verein letztlich zu einem gemischten Stimmungsbild zwischen Zweckoptimismus und Existenzangst führt.

Was kann der Kader?

Wenig überraschend hielt sich Juve auf dem Transfermarkt dezent zurück. Namhafte Neuzugänge gibt es keine, Abwehrmann Facundo Gonzalez (20) vom FC Valencia war bislang der Top-Transfer. Dafür haben große Namen wie die beiden Routiniers Angel di Maria (Benfica) und Juan Cuadrado (Inter Mailand) Juve derweil verlassen – und auch Dusan Vlahovic war in diesem Sommer immer wieder Thema.

Der Serbe ist eigentlich im Sturm gesetzt, allerdings gab es in Turin die Hoffnung, sich mit einem eventuellen Verkauf des “Tafelsilbers” finanziellen Spielraum zu schaffen. Der 23-Jährige war etwa mit Bayern München, Paris St. Germain und dem FC Chelsea in Verbindung gebracht worden – ernst wurde es aber nie, ergo kann Trainer Massimiliano Allegri weiterhin auf den 80-Millionen-Mann zurückgreifen.

Es ist aber überhaupt nicht ausgeschlossen, dass Vlahovic die Alte Dame in diesem Sommer doch noch verlässt. Dem verletzungsanfälligen Paul Pogba oder dem ehemaligen Schalker Weston McKennie würde man in Turin derweil im Falle eines Wechselwunschs (und entsprechender monetärer Entschädigung) keine Steine in den Weg legen, gleiches gilt für Klub-Legende Leonardo Bonucci (36), der auch schon in der abgelaufenen Saison nurmehr sporadisch zum Einsatz gekommen war und den Klub wahrscheinlich verlassen wird.

Fabio Miretti

Eines der vielen Turiner Talente: Fabio Miretti.
IMAGO/AFLOSPORT

Eine Sache fällt schon länger auf: Juve hat sich verjüngt. Im Angriff sind gleich sechs Spieler 23 oder jünger, älter sind nur Federico Chiesa (25) und der ehemalige Bundesliga-Profi Arkadiusz Milik (24 Spiele für den FC Augsburg und Bayer 04 Leverkusen) mit seinen 29 Jahren.

Und auch im Mittelfeld finden sich mit dem Ex-Frankfurter Filip Kostic und Pogba lediglich zwei Spieler wieder, die die 30 schon überquert haben. An Erfahrung mangelt es dem Juve-Mittelfeld dennoch nicht, zählen doch etwa der gehaltene Franzose Adrien Rabiot (28) oder Manuel Locatelli (25) seit Jahren zu etablierten Größen – gerade Rabiot war vergangene Serie-A-Saison eine Juve-Bank. Dazu kommen aufstrebende Talente wie Nicolo Fagioli (22) und Fabio Miretti (20), die bereits in der vergangenen Saison regelmäßig gespielt haben.

Defensiv kann sich Allegri auf deutlich mehr Erfahrung verlassen, denn mit Alex Sandro (32), Danilo (32), Mattia de Sciglio (30) und Bremer (26) stehen ihm gestandene Abwehrrecken zur Verfügung.

Wie lautet das Ziel?

Juve befindet sich auch in diesem Jahr in einem Konsolidierungsprozess, den man bereits 2022 angestoßen hatte. Das Team ist vergleichsweise jung, hat aber bereits in der vergangenen Saison gezeigt, dass es in Italien oben mitmischen kann – ohne den Punktabzug hätte man sich für die Champions League qualifiziert.

Klar ist: Die Alte Dame verfügt über eine eingespielte Truppe und hat mit dem weiterhin gehaltenen Allegri einen mit allen Wassern gewaschenen Trainerfuchs an der Seitenlinie. Von Vorteil ist sicher auch, dass auf die Turiner in dieser Saison keine Doppelbelastung zukommt. Von daher ist in der Serie A in diesem Jahr ziemlich sicher mit den Bianconeri zu rechnen, deren Ziel offiziell ein Champions-League-Platz ist – den Scudetto würde man aber sicherlich auch mitnehmen, wenn sich denn die Chance dazu bietet.

Was sagt der Trainer?

Massimiliano Allegri

Freut sich darüber, in der kommenden Saison in der Regel nur ein Spiel zu haben: Massimiliano Allegri.
IMAGO/Sportimage

“Es ist sinnlos, über den Scudetto zu reden”, gab sich Allegri in einem Interview mit der “Gazzetta dello Sport” betont zurückhaltend, verwies in diesem Zusammenhang aber auch auf die große Geschichte des Klubs unter anderem mit 36 errungenen Meisterschaften und betonte, dass man es sich nicht leisten könne, ohne klare Ziele in eine Saison zu gehen. “Man muss ambitioniert starten und das Maximum herausholen. Im März werden wir dann sehen, wo wir stehen – bis dahin ist es eine lange Reise.” 

Jedoch eine Reise mit ausreichend Pausen, wie Allegri weiß. “Wir haben den Vorteil, nur ein Spiel pro Woche zu spielen. Das ist gut, da wir mehr trainieren und einüben können. Das braucht diese Mannschaft auch. Wir müssen an unserem Selbstwertgefühl arbeiten – und an unserem Spielaufbau.”

Rangnick wollte einen Stürmer verpflichten, durfte aber nicht

Im vergangenen Wintertransferfenster wollte Manchester Uniteds Interimstrainer Ralf Rangnick im Angriff personell nachbessern. Doch vom Verein kam das Veto.

Hätte er Luis Diaz oder Dusan Vlahovic von Manchester United überzeugt? Ralf Rangnick.

Hätte er Luis Diaz oder Dusan Vlahovic von Manchester United überzeugt? Ralf Rangnick.

imago images (3)

Für Manchester United (Platz sechs in der Premier League) ist es eine Saison zum Vergessen, das wird auch am (nur bedingten) Einfluss Ralf Rangnicks auf eine positive Entwicklung festgemacht. Dabei hatte der Interimstrainer im Winter etwas ändern wollen, wie er auf der Pressekonferenz vor dem Gastspiel bei Brighton verriet.

Aktuelles Spiel

Nachdem United zu Jahresbeginn ohne Anthony Martial (Leihe zum FC Sevilla) und Mason Greenwood (Festnahme wegen Verdacht auf Vergewaltigung und Körperverletzung) weiterplanen musste, wollte Rangnick kurzfristig noch auf dem Transfermarkt aktiv werden. “Wir hätten es vielleicht versuchen sollen, ich hätte vielleicht mehr Druck machen sollen”, räumte der 63-Jährige ein.

Doch die Antwort der Vereinsverantwortlichen habe “Nein” gelautet, so Rangnick. “Sie meinten, dass kein Spieler auf dem Markt ist, der uns wirklich helfen kann.” Dann zählte der Interimstrainer auf, welche durchaus verfügbaren Spieler damals auf seiner Liste gestanden hätten: “Es gab ein paar. Luis Diaz, der jetzt bei Liverpool ist; Julian Alvarez, der im Sommer zu Manchester City geht; Dusan Vlahovic (inzwischen Juventus), der damals noch bei Florenz war.”

Rangnick habe vorgeschlagen, ob man es wenigstens zum Thema machen solle, einen dieser Spieler zu holen, egal ob per Leihgeschäft oder Festverpflichtung. Am Ende war die Antwort wieder: “Nein.” Zwar war das Transferfenster zu diesem Zeitpunkt nur noch 48 Stunden geöffnet, zu diesem Zeitpunkt “waren wir aber auch noch in drei Wettbewerben vertreten”, merkte Rangnick an: “FA Cup, Champions League – und Platz vier in der Liga.”

Rangnick wollte einen Stürmer verpflichten, durfte aber nicht

Im vergangenen Wintertransferfenster wollte Manchester Uniteds Interimstrainer Ralf Rangnick im Angriff personell nachbessern. Doch vom Verein kam das Veto.

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Für Manchester United (Platz sechs in der Premier League) ist es eine Saison zum Vergessen, das wird auch am (nur bedingten) Einfluss Ralf Rangnicks auf eine positive Entwicklung festgemacht. Dabei hatte der Interimstrainer im Winter etwas ändern wollen, wie er auf der Pressekonferenz vor dem Gastspiel bei Brighton verriet.

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Nachdem United zu Jahresbeginn ohne Anthony Martial (Leihe zum FC Sevilla) und Mason Greenwood (Festnahme wegen Verdacht auf Vergewaltigung und Körperverletzung) weiterplanen musste, wollte Rangnick kurzfristig noch auf dem Transfermarkt aktiv werden. “Wir hätten es vielleicht versuchen sollen, ich hätte vielleicht mehr Druck machen sollen”, räumte der 63-Jährige ein.

Doch die Antwort der Vereinsverantwortlichen habe “Nein” gelautet, so Rangnick. “Sie meinten, dass kein Spieler auf dem Markt ist, der uns wirklich helfen kann.” Dann zählte der Interimstrainer auf, welche durchaus verfügbaren Spieler damals auf seiner Liste gestanden hätten: “Es gab ein paar. Luis Diaz, der jetzt bei Liverpool ist; Julian Alvarez, der im Sommer zu Manchester City geht; Dusan Vlahovic (inzwischen Juventus), der damals noch bei Florenz war.”

Rangnick habe vorgeschlagen, ob man es wenigstens zum Thema machen solle, einen dieser Spieler zu holen, egal ob per Leihgeschäft oder Festverpflichtung. Am Ende war die Antwort wieder: “Nein.” Zwar war das Transferfenster zu diesem Zeitpunkt nur noch 48 Stunden geöffnet, zu diesem Zeitpunkt “waren wir aber auch noch in drei Wettbewerben vertreten”, merkte Rangnick an: “FA Cup, Champions League – und Platz vier in der Liga.”