Inter gibt zweimalige Führung aus der Hand: Nur Remis gegen Cagliari

Inter Mailand muss sich gegen Cagliari Calcio mit lediglich einem Punkt begnügen. Gegen die Elf von Claudio Ranieri gaben die Nerazzurri beim 2:2 eine zweimalige Führung aus der Hand.

Eldor Shomurodov (Mi.) traf zum zwischenzeitlichen 1:1 für die Gäste. Während die Gäste jubeln, ärgert sich Yann Aurel Bisseck (Li.).

Eldor Shomurodov (Mi.) traf zum zwischenzeitlichen 1:1 für die Gäste. Während die Gäste jubeln, ärgert sich Yann Aurel Bisseck (Li.).

picture alliance / ipa-agency

Inter-Trainer Simone Inzaghi veränderte seine Startelf nach dem 2:1-Erfolg bei Udinese Calcio viermal. Pavard und Lautaro Martinez fehlten gelbgesperrt, dafür starteten Bisseck und Alexis Sanchez. Zudem ersetzten Bastoni (kehrte zurück nach muskulären Problemen) und Darmian Carlos Augusto und Dumfries (je Bank).

Serie A, 32. Spieltag

Thuram eröffnet

Die Gastgeber die Partie offensiv auch an. Barella (5.) und Dimarco (7.) hatten nach wenigen Minuten die ersten Abschlüsse des Spiels. Cagliari versteckte sich aber keinesfalls, Zito setzte ein erstes Ausrufezeichen (11.). In Minute zwölf ging dann aber erst einmal Inter in Führung: durch Thuram, der den Ball nach Vorlage von Alexis Sanchez nur noch über die Linie drücken musste.

Die beiden folgenden Chancen gingen dann aber erst einmal wieder auf das Konto der Gäste. Erneut Zitos (17.) als auch Shomudorovs (26.) Abschlüsse waren aber zu harmlos. Barella erzielte kurz darauf das vermeintliche 2:0, er stand bei seiner Kopfballverlängerung aber im Abseits. Beide Seiten neutralisierten sich in der Folge, sodass es mit einem alles im allem leistungsgerechten 1:0 in die Pause ging.

Cagliari gleicht zweimal aus – und lässt 3:2 in der Nachspielzeit liegen

Nach dem Seitenwechsel hatte Inter durch Dimarcos Direktabnahme (47.) und einen Freistoß von Calhanoglu (62.) erst einmal weiter den Hut auf, allerdings glaubte Cagliari weiter an seine Chance und kam in der Folge zum Ausgleich: Shomurodov ließ Sommer mit seinem Dropkick durch die Beine von Bastoni keine Abwehrchance (64.). Inter legte nun wieder einen Gang zu, verpasste die erneute Führung durch Alexis Sanchez (67.) aber zunächst.

Zunächst, da es in Minute 72 einen Handelfmeter gab, nachdem Yerry Mina einen Kopfball von Frattesi regelwidrig abblockte. Calhanoglu ließ sich diese Chance nicht entgehen und brachte Inter erneut in Führung.

Diese hielt aber nicht allzu lange. Nach einer Reihe von Wechseln zog sich Inter etwas zurück und überließ Cagliari den Ball – was sich rächen sollte. Der eingewechselte Viola traf, nachdem Inter den Ball zuvor nicht aus der Gefahrenzone bekam. Der Treffer hatte auch Bestand, obwohl der Ball vom Oberarm des Vorlagengebers Lapadula vor die Füße des  Torschützen gesprungen war. Inter gab sich damit nicht zufrieden, sie erspielten sich aber keine nennenswerte Chance mehr. Im Gegensatz zu den Gästen, die in der 90.+5 durch einen Kopfball von Lapadula, der aus zehn Metern genau in die Arme von Sommer köpfte, die Riesenchance auf das 3:2 allerdings ausließen.

Somit blieb es beim Remis, durch das Cagliari im Kampf gegen den Abstieg einen wichtigen Punkt feiert. Die Elf von Claudio Ranieri empfängt am kommenden Freitag (20.45 Uhr) Juventus Turin. Inter trifft am kommenden Sonntag (20.45 Uhr) auf Stadtrivale AC und kann mit einem Sieg den Meistertitel fixieren.

Nun stellt sich bei Frankreich die Sturmfrage

Marcus Thuram weiß als französischer Stoßstürmer nicht zu überzeugen, insgesamt hat die Equipe Tricolore Deutschland kaum herausfordern können. Muss nun Aushängeschild Kylian Mbappé auf ungeliebter Position ran?

Hatte mit Bundestrainer Julian Nagelsmann gut lachen, im Spiel aber eher weniger: Frankreichs Kylian Mbappé.

Hatte mit Bundestrainer Julian Nagelsmann gut lachen, im Spiel aber eher weniger: Frankreichs Kylian Mbappé.

IMAGO/Revierfoto

Was war es denn nun? Ein Fingerzeig? Eine Strafe? Konsequente Logik? So genau kann man das bei Didier Deschamps nie sagen. Frankreichs Nationaltrainer gibt selten bis nie konkret Auskunft über seine Startelf – geschweige denn einzelne Spieler. Und so ist nach dem 0:2 gegen Deutschland zum Start ins EM-Jahr 2024 völlig unklar, was Deschamps mit seiner Aufstellung und den Wechseln in der zweiten Hälfte testen wollte beziehungsweise wie er auf die gerade im Sturm äußerst dürftige Darbietung reagiert hatte.

Denn weder der im Zentrum postierte Marcus Thuram noch die beiden Außen Kylian Mbappé (links) und Ousmane Dembelé (rechts) wussten nachhaltig zu überzeugen. Dabei ist gerade die Offensive der Mannschaftsteil mit der größten Qualität, denn da saßen ja noch ein Olivier Giroud und ein Randal Kolo Muani auf der Bank. Beide kamen auch ins Spiel, großen Einfluss hatte aber auch das Duo von Milan und Paris Saint-Germain nicht.

Kolo Muani ist bei PSG momentan der Rang abgelaufen

Was nun? Ex-Gladbacher Thuram jedenfalls scheint seine erste Chance verspielt zu haben, sich einen Platz in der französischen EM-Elf zu sichern. Offensiv fand der seit Sommer 2023 bei Inter sehr erfolgreiche Stürmer (zehn Tore und zehn Vorlagen in 27 Serie-A-Spielen) kaum statt, musste sich häufig nach hinten fallen lassen. Immerhin: Zumindest eine Chance bot sich Thuram mitten in einer dominanten deutschen Phase – zumindest ein Zeichen, dass der 26-Jährige dem Druck standhalten kann.

Ersetzt wurde der ehemalige Borusse nach einer Stunde durch Giroud, der ebenfalls genau eine Chance hatte, den Ball aber artistisch neben das Tor setzte. Folgt man dieser Wechsellogik, gilt Giroud aktuell als Nummer 2 in der französischen Sturmspitze, doch auch er hing die meiste Zeit in der Luft.

Bleibt Kolo Muani, dem bei PSG mittlerweile Goncalo Ramos den Rang abgelaufen hat. Ihn, Kolo Muani, brachte Deschamps spät, zudem auf rechts. Auch dort hat der Ex-Frankfurter schon reüssiert, mehr liegt ihm aber das Konterspiel über die Mitte.

Mehr brotlose Kunst als bahnbrechende Konter

Oder setzt Deschamps am Ende doch auf Mbappé als Neuner? Bei PSG hat ihn sein dortiger Trainer Luis Enrique diese ungeliebte Position zuletzt öfter bekleiden lassen, Deschamps hat sie ihm bislang kaum zugeteilt. Im Notfall würde der Weltmeister von 2018 sie demnach auch bei der Equipe Tricolore ausfüllen können.

Doch eine Notlage herrscht noch lange nicht in Frankreich, selbst wenn diese Leistung schwach und so nicht zu erwarten war. Normalerweise sorgt in solchen Partien just Mbappé für den einen Moment, die eine Aktion, das eine Tor – siehe unter anderem das WM-Finale gegen Argentinien vor eineinhalb Jahren, als er die Franzosen in die Verlängerung gerettet hatte. Etwas Derartiges gelang ihm gegen die Deutschen nicht. Zwar war der Superstar ein Aktivposten, zeigte mit seinen Übersteigern und Körpertäuschungen aber zu oft mehr brotlose Kunst als bahnbrechende Konter.

So oder so – klasse besetzt sind die Franzosen weiterhin. Selbst ohne den verletzten Antoine Griezmann (Atletico Madrid). Nur müssen sie zeigen, dass sie ihre Qualität auch weiterhin ausspielen können. Am besten schon in Marseille am Dienstag (21 Uhr) beim Duell mit Chile.

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Michael Postl

Rätselraten nach Thurams Tätlichkeit: “Das kann man als VAR nicht übersehen”

Wirbel um Marcus Thuram: Der Inter-Stürmer fiel am Mittwoch mit einem Griff in den Schritt von Gegenspieler Stefan Savic negativ auf – geahndet wurde das Vergehen seltsamerweise nicht.

Von Zärtlichkeit keine Spur: Marcus Thuram gegen Stefan Savic.

Von Zärtlichkeit keine Spur: Marcus Thuram gegen Stefan Savic.

Getty Images

Es lief die 100. Minute, als sich Marcus Thuram im CL-Viertelfinalrückspiel bei Atletico (2:3 i.E.) zu der Unsportlichkeit hinreißen ließ. Offenbar hatte sich der Franzose unmittelbar vor einem Einwurf Inters provoziert gefühlt. Stefan Savic war dem 26-Jährigen an der Seitenlinie eng auf die Pelle gerückt. Thuram schubste Savic daraufhin von sich weg, doch der Atletico-Verteidiger suchte erneut den Körperkontakt – worauf Thuram die Nerven verlor und den Montenegriner mit dem Griff in die Weichteile sogar in die Knie zwang.

Spielbericht

Die TV-Bilder zeigten das Vergehen deutlich, dennoch setzte Referee Szymon Marciniak aus Polen die Partie recht schnell fort, auch der Video-Referee griff nicht ein. Warum es nicht geschah, darüber rätseln viele – auch der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Urs Meier. “Das kann man als VAR gar nicht übersehen. Thuram greift Savic in die Kronjuwelen, das ist eine klare Rote Karte. Ich frage mich, warum ein Videoassistent da nicht interveniert”, sagte der Schweizer bei blue Sport: “Die sehen jede Haarspitze, die im Abseits steht. Die sehen jedes Handspiel, das sie nicht sehen sollten. Aber solche Sachen sehen sie nicht? Da kriege ich Vögel!”

Thuram und Savic kamen sich kurz darauf noch einmal bei einer Verletzungsunterbrechung näher. Zwar lachten beide dabei, doch eine Versöhnung sah dann doch anders aus. Savic griff Thuram erst an den Kopf und knuffte ihn nochmal mit Schmackes in die Rippen, was dem Franzosen sichtlich nicht gefiel.

Danach war Schluss für den Angreifer, er wurde für Alexis Sanchez ausgewechselt. Thuram hatte auch sportlich nicht überzeugt, eine Großchance in der 77. Minute ließ er unter anderem aus.

Spuckattacke vs. Kabinentrakt-Schlägerei

Beide Spieler sind übrigens keine unbeschriebenen Blätter. Thuram spuckte im Jahr 2020, damals noch im Gladbacher Trikot, dem Hoffenheimer Stefan Posch ins Gesicht, sechs Spiele Sperre und eine Rekord-Geldstrafe von 40.000 Euro waren die Folge. Der damalige Sportvorstand Max Eberl behielt zusätzlich ein Monatsgehalt Thurams (ca. 150.000 Euro) ein.

Auch Savic gilt als Hitzkopf. Nach dem Viertelfinal-Aus gegen Manchester City 2021/22 kam es zu einer Schlägerei in den Katakomben, sogar die Polizei musste eingreifen. Der 33-Jährige galt gemeinsam mit Sime Vrsaljko als Auslöser der turbulenten Szenen.

Drei Fehlschüsse bei Inter: Atletico zieht nach langem Kampf ins Viertelfinale ein

Nach einer großen Aufholjagd schaffte Atletico Madrid nach einer Energieleistung noch die Wende gegen Inter Mailand und zog dank eines 3:2 im Elfmeterschießen schließlich ins Viertelfinale der Königsklasse ein.

Nach einer großen Aufholjagd bis hin zum Elfmeterschießen steht Atletico Madrid im Champions-League-Viertelfinale 2024 - Inter Mailand ist raus.

Nach einer großen Aufholjagd bis hin zum Elfmeterschießen steht Atletico Madrid im Champions-League-Viertelfinale 2024 – Inter Mailand ist raus.

AFP via Getty Images

Atletico-Trainer Diego Simeone tauschte im Vergleich zum 0:2 in Cadiz in La Liga dreimal: Statt Gabriel Paulista, Saul Niguez und Depay (alle Bank) begannen Savic, Molina und Griezmann.

Inter-Coach Simone Inzaghi rotierte nach dem 1:0 in Bologna in der Serie A sogar auf fünf Positionen: Für Bisseck, Acerbi, Darmian, Sanchez (alle Bank) sowie Carlos Augusto (nicht im Kader) starteten Pavard, de Vrij, Dumfries, Dimarco und Lautaro Martinez. Es war dieselbe Formation wie beim 1:0 im Hinspiel. Der Torschütze des ersten Aufeinandertreffens, Arnautovic, stand indes verletzungsbedingt nicht im Kader.

Inter kontert, Griezmann egalisiert

Die Colchoneros begannemn mit Elan und hatten durch Samuel Lino, der nach kleinem Solo an Sommer scheiterte, auch die erste gute Chance (5.). Inter kam zunächst kaum aus der eigenen Hälfte, doch beim ersten gelungenen Angriff scheiterte Dumfries gleich zweimal an Oblak (13.). Die Hausherren hatten in der Folge weiter mehr Spielanteile und setzten die Italiener immer wieder unter Druck. Morata zwang Sommer per Kopf erneut zum Eingreifen (28.).

Champions League, Achtelfinal-Rückspiele

Doch wenig später zeigte der FC Internazionale seine eiskalte Effizienz: Nach einem schnörkellosen Angriff über die linke Seite erzielte Dimarco gegen die Laufrichtung von Oblak das 1:0 für die Gäste (33.). Die Führung währte indes nicht lange: Nach einer hohen Flanke von Koke verlängerten Pavard und der überraschte Bastoni unfreiwillig genau zu Griezmann, der zentral im Strafraum aus der Drehung gekonnt den verdienten 1:1-Treffer für Atletico markierte (35.). Es war zugleich der Halbzeitstand.

Thuram verpasst, Joker Depay sticht

Zunächst hatte Atletico auch nach Wiederbeginn leichte Vorteile – Sommer parierte gegen Griezmann (52.). Im weiteren Verlauf boten sich Inter aber ab und an gefährliche Konter. So verpassten erst Thuram mit einem wuchtigen Schuss über das Tor (77.) sowie Barrela freistehend vom Strafraumrand mit einem etwas zu mittigen Schuss auf Sommer das 1:2 (82.), das womöglich die Entscheidung nach Hin- und Rückspiel bedeutet hätte.

Und so drehte Atletico in der Schlussphase noch einmal richtig auf: Joker Depay scheiterte zunächst noch am Innenpfosten (85.), doch kurz darauf erzielte der Niederländer nach maßgenauem Anspiel von Koke akkurat das 2:1 für die Spanier (87.). Das erste Gegentor für die Italiener in dieser bislang erfolgreichen Saison. Beinahe hätte Riquelme nach wunderbarem Pass von Griezmann sogar noch das 3:1 vor der Schlusssirene erzielt, doch sein Schuss rauschte über das Tor (90.+3). So ging es in die Verlängerung.

Glück für Thuram – Oblak hält gegen Sanchez und Klaassen

Beide Teams hatten früh in der Verlängerung gute Chancen: Sommer hielt eine Abnahme von Depay im Nachfassen (97.), auf der Gegenseite strich ein Kopfballaufsetzer von Lautaro Martinez nur hauchdünn am Tor vorbei (99.). Glück hatte kurz darauf Thuram, der Savic an der Seitenlinie klar in den Intimbereich griff (100.), aber auf dem Feld bleiben durfte und daraufhin sofort ausgewechselt wurde.

Lautaro Martinez (hier mit Diego Simeone)

Vergab den dritten Inter-Elfmeter und verhalf so Atletico ins CL-Viertelfinale: Lautaro Martinez (hier mit Diego Simeone).
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Schließlich musste das Elfmeterschießen über den Einzug des letzten Viertelfinalisten entscheiden. Dort trafen Calhanoglu und Depay erst mit wuchtigen Schüssen, ehe Sanchez an Oblak und direkt danach Sommer gegen Saul Niguez parierte. Oblak war es anschließend, der gegen Klaassen ganz stark hielt – und am Ende bescherte ein Fehlschuss von Lautaro Martinez mit dem neunten Elfmeter, zugleich der dritte Inter-Fehlschuss dieses Thrillers, Atletico endgültig den Viertelfinaleinzug.

Am Sonntag warten auf beide Mannschaften ebenfalls zwei Achtelfinalisten der Königsklasse. Der FC Barcelona ist bei Atletico zu Gast (21 Uhr) und Inter, das zuvor alle 13 Pflichtspiele 2024 gewonnen hatte, empfängt in der Serie A nun Napoli (20.45 Uhr). Die Auslosung für das Viertel- und Halbfinale in der Champions League findet am Freitag (12 Uhr) in Nyon statt.