Jurendic: “Wir bremsen gar nichts”

Durch den 1:0-Arbeitssieg gegen Aufsteiger Heidenheim ist der FC Augsburg in der oberen Tabellenhälfte angekommen. Automatisch stellt sich die Frage: Führt die Reise in dieser Saison nach Europa?

Sportdirektor Marinko Jurendic (li.) und Trainer Jess Thorup sind mit dem FCA in der oberen Tabellenhälfte angekommen.

Sportdirektor Marinko Jurendic (li.) und Trainer Jess Thorup sind mit dem FCA in der oberen Tabellenhälfte angekommen.

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Der dritte Sieg in Folge, der zweite zu Null, vorerst der Sprung auf Rang acht: Die Fans in der ausverkauften WWK-Arena feierten ihren FC Augsburg in der Schlussphase und lange nach dem Abpfiff. Den Moment genießen steht auf der Tagesordnung, und das ist nach jahrelangem Abstiegskampf und tristen Zeiten kein Wunder. Bei 14 Zählern Vorsprung auf den Relegations- und 16 auf den ersten direkten Abstiegsplatz deutet alles auf ein sorgenfreies Frühjahr hin, die Verantwortlichen können die neue Saison frühzeitig planen.

Wir bremsen gar nichts. Wenn man in einem Flow ist, sollten man diesen aufrecht erhalten.

Sportdirektor Marinko Jurendic

Wobei, stopp, vielleicht kommt die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb in die Quere? “Wir bremsen gar nichts. Wenn man in einem Flow ist, sollten man diesen aufrecht erhalten”, sagte Sportdirektor Marinko Jurendic, versehen mit dem Zusatz: “Aber das geht nur über Leistung.” Als Kampfansage durfte man diese Aussage jedoch nicht verstehen, insgesamt übten sich die Augsburger in Zurückhaltung, Spieler wie Ermedin Demirovic, Jeff Gouweleeuw und Arne Maier verwendeten Floskeln wie “von Spiel zu Spiel denken”, “auf dem Boden bleiben”, “wir wissen, wo wir herkommen.”

40-Punkte-Marke als Ziel

Um das zu verstehen, genüg ein Blick auf das Ende der vergangenen Saison, als der FCA nur dank fremder Hilfe nicht in die Relegation musste und dem Abstieg vielleicht so nah wie nie seit dem Aufstieg 2011 war. Solch eine Erfahrung brauche er nicht nochmal, erklärte Gouweleeuw, ließ sich aber immerhin entlocken, dass es sehr wohl Ziele gebe, man diese aber nicht immer nach außen tragen müsse. Auf Nachfrage konkretisiert er: “Unser erstes Ziel muss immer sein, die 40 Punkte zu erreichen.” Das gelang dem FCA nur in drei seiner vollen zwölf Bundesligajahre. Nummer vier steht vor der Tür, acht Punkte aus neun Partien fehlen dazu. Unter Thorup kommt die Mannschaft auf einen Schnitt von 1,5 Zählern pro Spiel. Hält sie diesen, wären es am Saisonende 45 oder 46.

Das Selbstbewusstsein ist zuletzt gewachsen, dazu trägt auch dieses 1:0 gegen Heidenheim bei, das nicht glanzvoll war, aber dennoch über die Zeit gebracht wurde. “Ich habe oft genug gesagt, dass wir eine extrem gute Mannschaft haben, dass wir es nur schaffen müssen, es auf den Platz zu bringen”, sagte Demirovic, der glaubt, “dass wir jeden schlagen können”. In die Rolle des Jeden soll am kommenden Samstag der VfL Wolfsburg schlüpfen, dort peilen die Augsburger den vierten Dreier in Serie an.

Frank Linkesch