“Die Jungs haben gesehen, dass sie mich nicht brauchen”

Sein Wechsel sorgte im vergangenen Sommer für Aufsehen: Marcel Halstenberg ging auf eigenem Wunsch von RB Leipzig zu Hannover 96 in die 2. Bundesliga. Der 32-Jährige verzichtete auf viel Geld, um wieder in seiner Heimat spielen zu können. Bei 96 hat der Ex-Nationalspieler die Erwartungen auf und neben dem Platz voll erfüllt.

Fühlt sich wohl in Hannover: Marcel Halstenberg.

Fühlt sich wohl in Hannover: Marcel Halstenberg.

IMAGO/Jan Huebner

Vor dem Spiel am Sonntag beim 1. FC Magdeburg spricht Marcel Halstenberg über…

… Bundestrainer Julian Nagelsmann: Er war zwei Jahre in Leipzig. Ich bin gut mit ihm zurechtgekommen. Er ist ein feiner Typ, der seine Vorstellungen hat. Er will die Spieler lenken und ihnen helfen. Was er für taktische Vorstellungen hat, das ist schon außergewöhnlich. Man sieht ja, dass er ein guter Trainer ist.

… eine mögliche Rückkehr in die Nationalelf: Mit meinem Wechsel nach Hannover habe ich auch dieses Kapitel geschlossen. Ich freue mich auch, wenn ich in den Länderspielpausen nicht unterwegs bin, sondern bei meiner Familie. Und den Sommer-Urlaub kann ich auch schon planen.

Mir war es gerade über so eine lange Zeit irgendwann zu viel für den Kopf.

Marcel Halstenberg

… weniger Belastung: Es ist so eingetroffen, wie ich mir das vorgestellt hatte: Ich habe mehr Zeit für andere Dinge neben dem Fußball. Das tut mir gut, nur ein Spiel pro Woche zu haben und nicht jeden dritten Tag hochzufahren und fokussiert zu sein. Klar, die Bedingungen waren top in Leipzig, aber mir war es gerade über so eine lange Zeit irgendwann zu viel für den Kopf. Da brauchte ich einen Tapetenwechsel und wollte zurück nach Hannover. Am vergangenen Wochenende waren wir im Disneyland in Paris, das hatten wir uns schon seit einem Jahr vorgenommen. Ich sitze auch gerne abends mal mit meinen Kumpels zusammen. Das ist unbezahlbar.

… seine sportlichen Erwartungen: Ich bin nach Hannover gekommen und wusste, was auf mich zukommt. Wir stehen da, wo wir stehen wollten und sollten. Wir mussten uns ja auch erstmal finden und haben uns gut weiterentwickelt – auch ich persönlich. Ich spiele hier ja auch auf einer anderen Position als in Leipzig. Klar könnten wir weiter oben stehen, aber wir sind insgesamt im Soll. Jetzt haben wir noch acht Spiele, wollen viele Punkte holen. Es ist so, wie ich es mir vorher vorgestellt habe. Es gab ja auch früher schon mal Kontakt zu 96. Als Michael Frontzeck hier Trainer war, wollte er mich holen. Aber damals hat es nicht geklappt.

Halstenberg fühlt sich wohl in seiner Führungsrolle

… den Rummel um seine Rückkehr: In den ersten zwei Wochen war es viel. Aber das hat sich zum Glück gelegt. In Leipzig war ich einer von vielen Spielern. Hier habe ich auch eine Führungsrolle, trete den Jungs wenn nötig auch mal auf die Füße, damit wir die nächsten Schritte gehen.

… seine beste Position: Ich habe hier viele Spiele als Innenverteidiger gemacht und mich an diese Position gewöhnt. Gegen Wiesbaden habe ich dann als Linksverteidiger gespielt. Aber das war eine Umgewöhnung. Mir fehlte vielleicht die Power, nachdem es jetzt über einen längeren Zeitraum auf andere Prioritäten ankam. Als Innenverteidiger ist es etwas ruhiger und da habe ich das Spiel vor mir.

Es war eine dumme Rote Karte, aber sie war gerechtfertigt. Ich war echt sauer auf mich.

Marcel Halstenberg über seinen Platzverweis gegen Rostock

… die Rote Karte gegen Rostock wegen einer Tätlichkeit: Es war eine dumme Rote Karte, aber sie war gerechtfertigt. Ich war echt sauer auf mich. Zum Glück haben wir beide Spiele danach, als ich gesperrt war, gewonnen. Da haben die Jungs gesehen, dass sie mich nicht brauchen (lacht). Schade, dass es danach nicht mehr geklappt hat mit den Siegen. Es fehlt aktuell das Gefühl von drei Punkten. Das fühlt sich natürlich nicht besonders gut an.

… das Niveau der 2. Liga: Es sind sehr enge Spiele und es gibt jetzt mehr Mannschaften, die auch Fußball spielen wollen, aber insgesamt sind die Zweikämpfe intensiver. In der 1. Bundesliga gibt es mehr Räume, man hat mehr Zeit am Ball.

… RB Leipzig: Ich glaube schon, dass sie sich in dieser Saison für die Champions League qualifizieren. Es ist ein hartes Rennen mit Dortmund. Ob es mal für die Meisterschaft reichen wird, ist schwer zu sagen.

Gunnar Meggers