Mutmacher Schlotterbeck: “Wolfsburg ist ein Big-Point-Spiel”

Erst Pechvogel, dann Mutmacher: Bochums Keven Schlotterbeck, der beim 1:1 gegen Heidenheim ein Eigentor produzierte und dann zum Ausgleich traf, zieht Positives aus dem Punktgewinn vom Samstag. Als Nächstes geht es zum Tabellennachbarn VfL Wolfsburg.

Bochums Keven Schlotterbeck bejubelt seinen Ausgleichstreffer gegen Heidenheim.

Bochums Keven Schlotterbeck bejubelt seinen Ausgleichstreffer gegen Heidenheim.

IMAGO/Sven Simon

Produziert ein Spieler ein Eigentor und trifft in den 90 Minuten auch für die eigene Mannschaft, zählt das gewiss zu den Kuriositäten im Fußball. Allerdings kam es in der Bundesliga inklusive des “Doppelpacks” von Keven Schlotterbeck gegen Heidenheim auch schon 79-mal vor, dass ein Akteur für beide Teams ein Tor erzielte. Noch außergewöhnlicher macht den Fall Schlotterbeck die Tatsache, dass der Bochumer ein “Wiederholungstäter” ist. Der Innenverteidiger, der schon am 27. Oktober beim 2:2 gegen Mainz 05 auf beiden Seiten getroffen hatte, ist erst der fünfte Spieler, dem es zweimal passierte. Die anderen vier sind: Nikolce Noveski (Mainz), Michael Klinkert (Gladbach), Gerhard Kleppinger (Uerdingen/Schalke) und Bernd Förster (VfB Stuttgart/Saarbrücken).

Schlotterbeck schwankte gegen Heidenheim zwischen den Gefühlswelten. “Am liebsten möchtest du im Boden versinken”, beschrieb der 26-Jährige seine Emotionen nach dem 0:1, als der Ball bei seiner versuchten Rettungsaktion eine denkbar unglückliche Flugbahn nahm und im eigenen Kasten landete. “Und am Ende bist du der Mutmacher.” Weil sein 1:1 in der 90. Minute den VfL zumindest “über dem Strich” hielt und ein Abrutschen auf den Relegationsplatz verhinderte. Der Vorsprung auf die Mainzer auf Rang 16 beträgt einen Punkt.

Dass die Bochumer gegen Heidenheim den Trend umkehrten und selbst zuschlagen konnten statt wieder mal späte Gegentore zu kassieren, wertete Schlotterbeck als positives Signal. “Wir haben Moral bewiesen. Uns ist das gelungen, was in den vergangenen Wochen gegen uns gelaufen ist”, sagte die Leihgabe des SC Freiburg. “Das und die Energie, die wir bis zum Ende ausgestrahlt haben, müssen wir jetzt mitnehmen in die nächsten Wochen.”

Bochum könnte Wolfsburg überflügeln

Die Bochumer haben es am Samstag selbst in der Hand, einen Tabellennachbarn noch tiefer in den Abstiegskampf hineinzuziehen. Es geht zum VfL Wolfsburg, der mit nur einem Zähler mehr auf dem Konto den 14. Platz innehat. “Das”, sagte Schlotterbeck, “ist für uns ein Big-Point-Spiel.”

Jan Lustig, Volker Schwerdtfeger

“Das ist das, was zählt”: Schlotterbecks Lob nach “fürchterlichem” Eigentor

Neue Besen kehren bekanntlich gut, in Bochum war das nun nicht ganz der Fall, denn auch gegen Heidenheim reichte es trotz Trainerwechsel nicht zum Sieg – und dennoch freute man sich über einen Punkt der Moral.

Krummes Ding: Keven Schlotterbeck (li.) unterläuft das Eigentor zum zwischenzeitlichen 0:1.

Krummes Ding: Keven Schlotterbeck (li.) unterläuft das Eigentor zum zwischenzeitlichen 0:1.

IMAGO/Treese

“Am Ende ist es ein Punkt, den nehmen wir gerne mit. Ob der glücklich ist oder nicht, interessiert mich ehrlich gesagt nicht”, sagte Heidenheims Trainer Frank Schmidt nach dem 1:1 in Bochum bei Sky und bestätigte damit indirekt, dass es ein schmeichelhaftes Remis für den Aufsteiger gewesen war. Allein schon der Blick auf die Torschuss-Statistik belegt das, da hatte der VfL mehr als doppelt so viele abgegeben als die Schwaben (23:11).

“Wir waren vorne nicht konsequent”, monierte Kapitän Anthony Losilla: “Wir hatte gute Chancen, leider aber nur ein Tor gemacht. Das war schon unglücklich.” Und dann hätten die Heidenheimer auch noch “aus dem Nichts” ein Tor gemacht – und das war sogar noch ein Eigentor von Keven Schlotterbeck, dem kurioserweise das besondere Kunststück, ein Eigentor und ein Tor im selben Spiel zu erzielen, in dieser Saison bereits zum zweiten Mal glückte – beim 2:2 gegen Mainz am 9. Spieltag war das schon der Fall.

“Der Ball tickt kurz vor ihm auf, das war schwierig”, nahm Losilla seinen Mitspieler in Schutz, doch Schlotterbeck selbst wusste um seinen Bock. “Er prallt vor mir auf, ich muss ihn mit dem Bein treffen und das Ding wegjagen – am besten noch übers Stadion” sagte er rückblickend und stellte fest: “Ich treffe den Ball nicht, der prallt ab – Tor. Was soll ich großartig dazu sagen, es ist fürchterlich.”

Bochums Sieglosserie hat Bestand

Dass das Debüt von Interimstrainer Heiko Butscher schlussendlich nicht gänzlich in die Hose ging, war aber auch Schlotterbeck geschuldet, hatte der 26-Jährige doch in der 90. Minuten mit seinem Kopfballtreffer noch das 1:1 gerettet. “Das ist das, was zählt. Wir haben Moral bewiesen”, sagte er dann auch freudestrahlend. Und verwies dabei auf die “schweren letzten Monate”, in denen “wir immer das Gegentor” noch kassiert haben. “Es waren schon harte Dämpfer in den letzten Wochen. Wir haben gute Spiele gemacht, diese aber nie über die Zeit gebracht.”

Schlotterbeck spielte damit auf die Tatsache an, dass man in der laufenden Runde schon neunmal eine eigene Führung verspielt hat. Diesmal aber “bekommen wir es für uns gedreht”, freute sich der Abwehrmann. Und dennoch: Der Punkt war weniger als erhofft, zumal Verfolger Mainz im Parallelspiel Hoffenheim 4:1 besiegte und den Abstand auf Bochum auf nurmehr einen Punkt verkürzte. Für Losilla ist das nicht allzu wichtig, denn ihm war eh klar, “dass wir bis zum Schluss kämpfen müssen, um unser Ziel zu erreichen.”